Du musst laufen! Wer das mit Stöcken tut, kann es alleine versuchen – oder richtig lernen, so wie mit unserer Nordic-Walking-Gruppe.

Von Martina Claire Michel

Die Nordic-Walking-Gruppe beim Techniktraining in den Hinteren Kuranlagen im Jahr 2006

Nordic Walking gibt es bei der Eintracht seit 2006. Wir werden 15 Jahre alt! Den Ausdauersport zu erklären, ist ein wenig wie Eulen nach Athen zu tragen. Klar, das Herz-Kreislaufsystem wird gefordert, die Atmung vertieft, die Stresshormone werden heruntergeregelt, die Gelenke mit Muskelkraft gesichert, die Körperhaltung gestärkt und so weiter. Manche witzeln auch darüber, wenn sie mal eine lärmende, auf Asphalt stöckelnde Gruppe sehen, in der die Stöckchen wie zum Bergsteigen geschwungen wurden. Als manchmal etwas strenge Übungsleiterin würde ich hier schmunzelnd einwenden: Die weitaus größte Mehrheit der (zum Beispiel in den Wiesbadener Kuranlagen) zu beobachtenden Nordic Walkerinnen nutzt für den Bewegungsablauf gar nicht die Nordic-Walking-Technik, sondern nur das Zubehör. Diese Bilder haben allerdings tatsächlich überhaupt gar nichts mit den
wesentlichen Merkmalen unserer Eintracht-Walking-Gruppe zu tun!

Vor kurzem fragte ich in unserer Gruppe, was vom Nordic Walking am meisten vermisst wird. Viele antworteten. „Sonntagmorgens in erwartungsvolle, fröhliche Gesichter zu blicken“, schrieb eine, „die Kombination von Laufen und vielseitigen Übungen“, eine andere. Karin sagte, sie vermisse „Bewegung in der Natur mit Gleichgesinnten und die entspannte Atmosphäre“. Für Ursula war es unsere Gemeinschaft, „den Geist“ zu „entspannen“ und „die Seele“ zu „entfalten“. Ilse schrieb: „Ich vermisse auch die stillen Momente, die laue Luft, die Freude am Laufen, das Vogelgezwitscher und den ein oder anderen Tipp, „was man mal kochen könnte“. Und Monika schrieb: „Allein im Wald ist es erbaulich, mit Gleichgesinnten macht es stark.“

Obwohl wir als Outdoor-Sportler in der Pandemie privilegiert waren und noch länger trainieren konnten als die meisten Hallensportler, kommt uns diese – natürlich vernünftige – Durststrecke mittlerweile doch sehr lange vor. Umso klarer wird jedem vor Augen geführt, was wir bisher gemeinsam genießen konnten und hoffentlich bald wieder genießen werden!

Zwischenstopp im Wald: Die Pause dient Muskulatur

Wir walken in der Regel sonntagsvormittags, überwiegend auf unbefestigten Waldwegen im Wiesbadener Stadtwald und zwischen Wiesen und Feldern. Landschaftliche Abwechslung und Vielseitigkeit in den Anforderungen sind garantiert durch zehn unterschiedliche von mir ausbaldowerte Rundstrecken von etwa sechs bis sieben Kilometern Länge, die generell an einer Bushaltestelle beginnen und an derselben auch enden. Um das Fitnesspaket rund zu machen werden anfangs, zur Halbzeit und am Ende weitere konditionelle Fähigkeiten trainiert wie Beweglichkeit, Rhythmusfähigkeit, Koordination (macht besonders viel Spaß), Core-Stabilität und Kraftausdauer im Oberkörper. Natürlich darf auch das klassische Post-Stretching zur Einleitung von Entspannung und Regeneration der Muskulatur nicht fehlen! Wer auf Techniktraining Lust hat, bekommt dies nebenbei angeboten. Im Jahresprogramm sind einzelne Schmankerln eingebaut wie das stille Mind-Body-Walking, das leckere Neujahres-Treffen in der Hubertushütte oder der wuselige Garten-Imbiss bei uns zu Hause als gemeinschaftliche Schlussrast. Neben dem Trainingskonzept, das sich über all‘ die vergangenen Jahre weiterentwickelt hat, hat sich wie von Zauberhand noch etwas anderes, genauso Wesentliches entwickelt: Verbundenheit. Alle Teilnehmerinnen tragen ihren persönlichen Anteil dazu bei, dass sich hier etwas zeigt, was zum Verein bestens passt: eine wohltuende Eintracht!