Tims Reise endet dort, wo sie begonnen hat. Die Hoffnung für eine Athletenmedaille für unseren Verein hat sich nicht erfüllt. Dafür bringt unser Bobtrainer eine Erkenntnis mit zurück nach Deutschland. Der letzte Tagebucheintrag zu den Olympischen Winterspielen.

Von Tim Restle

Sonntag, 20 Februar

Zàijiàn (chinesisch: Tschüss), Eiskanal, leb‘ wohl, Yanqing

Zum Abschied ist es nun doch noch passiert. Wir hatten eine richtige, kleine Abschiedsfeier, die mir ein wenig den Zeitplan durcheinandergebracht hat. Danach bin ich todmüde ins Bett gefallen, hab‘ zwei Stunden geschlafen und bin direkt ab zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Darum melde ich mich erst jetzt, direkt nach der Landung in Frankfurt bei Euch, um vom Finale der Olympischen Winterspiele zu berichten.

So schön die Abschiedsfeier war, sportlich war das Ende für uns nicht zufriedenstellend. Und für uns heißt weder für mich persönlich als Trainer noch für unseren Verein. Breeana Walker, die ich die vergangenen zwei Wochen trainiert habe, hat in den letzten beiden Rennen im Zweierbob mit ihrer Anschieberin Kiara Reddingius ihre Leistung aus den vorherigen beiden Fahrten nicht mehr abrufen können und verpasste ihr Ziel, unter den ersten zehn zu landen. Mein anderer Schützling, Christoph Hafer, konnte im Viererbob mit seinen drei Anschiebern zwar nochmal eine gute Leistung zeigen, am Ende reichte es aber „nur“ für den undankbaren vierten Platz. Für Christoph war das allerdings zu verschmerzen, denn er fährt ja Dank seines dritten Platzes mit einer Bronzemedaille zurück. Damit haben unser Team vom Bobstützpunkt Rhein-Main und damit auch wir Wiesbadener einen tollen Erfolg erzielt.

Kim Kalicki, die ich viele Jahre trainiert habe und aus Treue zur Eintracht auch nach ihrem Wechsel nach Halle noch immer für unseren Verein startet, hat es leider knapp nicht aufs Podium geschafft. Im Zweierbob landete sie zusammen mit Lisa Buckwitz auf Rang 4. Blech also. Schade für unseren Verein, schade für unsere Stadt. Aber vor allem ist es schade für Kim selbst, aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen.

Kim’s Bilanz (via Instagram)

Ich denke, das ist genau die richtige Einstellung. Mein Team und ich haben uns zum Abschluss noch einen schönen Abend gemacht. Das Ganze war ein Mischmasch aus Analyse, Druckabfall und der Freude auf daheim. Jetzt ist die Saison erstmal vorbei, wir können durchpusten, Kräfte sammeln. Danach geht es direkt wieder ins Athletiktraining, denn im Herbst steht die nächste Weltcupsaison an.

Die Olympischen Spiele, so viel steht für mich fest, waren eine unvergessliche Erfahrung. Und Medaillen hin, Medaillen her, wer einmal dort gewesen ist fühlt, dass ihr Leitspruch genau das ist, was ich und viele Tausend andere immer wieder von ihnen mitnehmen: Dabei sein ist alles.

Freitag, 18. Februar

Nun zählt es: Eintracht-Pilotin Kim Kalicki (links) und Lisa Buckwitz (Foto: Viesturs Lacis/IBSF)

Der Tag fing ruhig an, ohne Wecker. Dann Training mit der Ersatzfrau beim Zweierbob. Dann wurde es spannend. Bei den ersten beiden Zweiebob-Wettkampfrennen der Frauen war deutlich mehr Feuer drin als beim Monobob. Das Haus oben am Start war auch deutlich voller.

Deutschland hat einen sehr großen Materialvorteil, deshalb ist es vorne nicht so spannend. Gold und Silber dürften an die Bobs von Laura Nolte und Mariama Jamanka gehen. Spannend wird das Rennen um Bronze, darum fährt der Rest des Feldes sein eigenes Rennen.

Mit den Startzeiten bei Bree sind wir nicht ganz zufrieden, die Lauflänge hat nicht ganz gepasst. Aber mit den Fahrten sind wir zufrieden. Sie liegt nun fünf Hundertstel hinter dem zehnten Platz, der unser Ziel ist. Und vom ersten zum zweiten Lauf haben wir uns schon mal ein ganzes Stück vorgearbeitet. Morgen werden die Top Ten angegriffen, sollten wir das schaffen, wäre das ein Top-Ergebnis.

Kim, unsere Eintracht Bob-Pilotin, hat nach Querstehern im oberen Teil der Bahn im unteren mit ihrem Schlitten die richtige Linie gefunden. Sie liegt derzeit mit ihrer Anschieberin Lisa Buckwitz auf Rang sechs, mit 0,6 Sekunden Rückstand auf Bronze. Das ist schon ein ganzes Stück, aber mit zwei guten Läufen kann sie noch die erste Olympiamedaille für unseren Verein holen. Es wird spannend morgen!

Donnerstag: 17. Februar

Alltag Analyse: Tim nimmt mit dem Tablet Bree beim Start auf (Foto: Norman Dannhauer)

Es ist der letzte Vorrenntag, hier in Peking. Das Männertraining im Vierer-Bob war interessant. Während gestern die Deutschen vorne lagen, haben sie heute mal die hinteren Ränge besetzt. Für den Wettkampf ist das aber alles andere als besorgniserregend. Christoph Hafer lässt sogar morgen das Training ausfallen, er ist zufrieden mit seiner Performance und geht zuversichtlich in die Rennen.

Wir werden auch langsam olympiamüde. Anfangs dachte ich, das ging nur mir so, weil ich das erste Mal dabei bin und es eine neue Erfahrung ist. Aber ich habe mittlerweile mit vielen Trainerkollegen gesprochen und auch mit Physios und anderen. Es ist offenbar ein verbreitetes Phänomen: Man kommt, fliegt hin, zieht ein, spürt die Anfangseuphorie und schaut sich alles Mögliche an.

Dann hat man den ersten Eindruck und denkt: Jetzt kann es losgehen. Die ersten Trainingseinheiten werden absolviert, man bereitet sich vor, analysiert, bereitet nach. Als Nicht-Athlet versucht man Eindrücke aus dem Bahntraining zu sammeln und ist gespannt, wie es am kommenden Tag läuft. Das Abschlusstraining kommt, die Vorwettkampfanspannung, der erste Wettkampftag, die Anspannung ist auf dem Höhepunkt. Dann macht’s Boom – und alles ist weg.

Anschließend wiederholt sich das Ganze, bei uns konkret mit dem Zweier-Bob der Damen und dem Vierer-Bob der Männer. Es wird alles ein Stück weit zum Alltag, man schläft weniger, ist länger vor Ort. Dann hat man so Tage, an denen Du denkst, der Wettkampf soll endlich beginnen. Murmeltiertage.

Und Gedanken an die Heimat kommen auf. Am Morgen nach dem Monobob-Wettbewerb habe ich erstmals gedacht, ich wäre jetzt gerne wieder daheim. Der Blick geht mittlerweile auch häufiger in Richtung Kalender und man stellt sich unbewusst die Frage, wann fahre ich nun endlich Heim?

Auf die Rennen freut man sich trotzdem, die Zeit hier ist ja schön. Aber die Ambivalenz wird größer.

Mittwoch, 16. Februar

Room with a view: Tim’s Bettblick im Olympischen Dorf

Über Feiern nach Olympia-Medaillen ranken sich allerlei Mythen. Von legendären Partys wird da gesprochen, es werden Beispiele angeführt wie das der Hockeyspieler, die bei Olympia ein Boot regelrecht auseinandergenommen haben. Tatsächlich sind solche Feiern, nach denen kein Stein mehr auf dem anderen steht, eher selten. Denn oftmals steht nach einem Medaillengewinn für die Sportler schon bald wieder der nächste Wettkampf an.

So war es auch bei uns. Nach dem Dreifach-Sieg konnten wir unsere Jungs kurz treffen, dann mussten die wieder rein. Dann sie zur Siegerehrung, wir auf der Tribüne. Anschließend standen für unsere Medaillengewinner die Interviews in der Mixed-Zone an. Dann kamen sie kurz raus. Anschließend mussten sie zur Pressekonferenz und zur Dopingkontrolle. Und bis die Jungs wirklich ins Deutsche Haus zurückkamen, wo es dann auch einen Empfang gab, war es weit nach Mitternacht.

Die Skeletonis haben nach ihren Medaillengewinnen die Nacht zum Tage gemacht. Deren Trainer waren noch nicht im Bett, als ich am nächsten Tag zur Bahn mich aufmacht. Für uns aber gab’s die Möglichkeit nicht. Wir haben noch zusammengesessen und ein Bierchen getrunken. Das war’s dann auch.

Die Dänen nebenan haben sich trotzdem beschwert, obwohl wir gar nicht so laut waren. Nun gut, die Die sind heute im Slalom gestartet.

Ansonsten war für mich heute eher entspannter Tag. Bree hat das Bob-Training ausgelassen und nur Athletik gemacht, um etwas zur Ruhe zu kommen. Der Zeitplan für die Frauen und Männer ist krass: Drei Trainingstage, zwei Wettkampftage, drei Trainingstage, zwei Wettkampftage. Pausen gibt es nicht. Zehn Tage Bobfahren am Stück sind schon viel. Aber mit der Intensität von Olympia und dann noch mit acht Wettlaufen, das ist schon eine krasse Belastung. Die Athleten sind dann schon mal müde, da muss man ihnen auch schon mal Ruhe geben. Das haben wir heute bei Bree gemacht, morgen machen wir das Abschlusstraining, und dann sind wir wieder bereit für den Wettkampf.

Die Jungs hatten morgen ihr erstes Vierertraining absolviert, das ist richtig gut gelaufen. Sie waren schnell in der Bahn, und auch am Start hat alles gepasst. Da waren wir richtig überrascht, nach dem langen Tag und der kurzen Nacht. Ich denke, wir sind gut aufgestellt.

Dienstag, 15. Februar

Am Ziel: Die drei deutschen Zweierbobteams nach der Siegerehrung in Yanqing

Ein unglaublicher Tag war das! Beim Zweier-Bob der Männer haben die deutschen Athleten abgeräumt – Gold, Silber und Bronze. Mit dabei: Bob-Pilot Christoph Hafer, der bei uns am Stützpunkt in Wiesbaden trainiert, und sein Anschieber Matthias Sommer.

Nach den ersten beiden Rennen hatten Christoph und Matthias noch auf Platz vier gelegen. Klar, da liebäugelt man schon mal mit der Medaille. Aber es war halt in den ersten beiden Läufen noch so, dass der russische Bob mit Rostislav Gaitiukevich und Aleksei Laptev jeweils größere Fehler gemacht hatte und trotzdem vorne war. Auch andere lagen noch in Schlagdistanz.

Am Ende lief Christophs Schlitten im Vergleich zur Konkurrenz sehr, sehr gut. Damit war klar: Wenn es ihm gelingen würde, in den letzten beiden Läufen fehlerfrei zu bleiben, dann hat er eine Chance. Und das hat er geschafft. In allen vier Durchgängen war er konstant und hat sich wenig Ausreißer geleistet. Damit konnte er auch den Angriffslauf der Schweizer parieren.

Das war alles sehr emotional, sehr schön und sehr spannend… Mehr kann ich gar nicht dazu sagen. Es ist einfach ein tolles Gefühl, die erste Medaille als Trainer zu gewinnen. Freut mich sehr für die Jungs. Und dann noch der historische Dreifachtriumph. Ein Tag zum Einrahmen.

Montag, 14. Februar

Winteridyll: Tim’s bisherige Bleibe in China

Es ist kurz nach Mitternacht (also eigentlich schon Dienstag), ich bin gerade erst ins Hotel zurückgekehrt. Das Männerrennen mit den ersten beiden Läufen war sehr spät, vorher liefen noch die letzten beiden im Monobob der Frauen; es war ein aufregender Tag.

Bree hat es heute noch geschafft, sich deutlich zu verbessern und ist auf dem fünften Platz gelandet. Damit sind wir mehr als zufrieden. Sie hat alles das umgesetzt, was sie kann. Sie hat eine super Aufholjagd gestartet, zweimal die zweitbeste Laufzeit erzielt, das beste Ergebnis in Australiens Geschichte. Bree kann sehr stolz auf sich sein. Geschlagen wurde sie nur von den großen Bob-Nationen Deutschland, Amerika und Kanada, und alle Athletinnen, die vor ihr liegen, haben zumindest einmal schon eine Medaille bei einen internationalen Großereignis errungen. Super!

Und mit dem ersten Tag von Christoph Hafer sind wir natürlich auch sehr zufrieden; derzeit liegt er auf Platz vier, ganz dicht hinter dem Bronzerang. Er hat zwei sehr gute Läufe absolviert, während die Konkurrenten noch einiges in der Bahn haben liegen lassen. Schaun‘ wir mal, was er morgen noch liefern kann.

Für mich geht’s jetzt ins Bett. Morgen früh verabschiede ich mich aus meinem Hotel und ziehe ins Olympische Dorf.

Sonntag, 13. Februar

Bestäubt: Olympia-Statue in Peking

Hallo aus Peking wieder, nach dem ersten Wettkampftag! Heute habe ich mal klamottentechnisch erleichtert, weil man ja als Trainer eigentlich nur draußen ist, um den Schlitten nach vorne zu bringen, aufs Eis zu stellen und den Lauf zu verfolgen. „Ziehst Du Dich heute ein wenig dünner an, gehst in jedem Fall auch nur mit Turnschuhen raus, dann wird’s Dir nicht so warm“, so dachte ich. Blöder Gedanke.

Aus dem Fenster hatte ich auch nicht geschaut – war bisher ja sowieso hier jeden Tag bisher strahlender Sonnenschein. Als es dann draußen diesig war schöpfte ich noch keinen Verdacht. Man sagte mir, das wäre wohl Smog, der von Peking aus hochgezogen sei. Schlechte Luft. Als ich dann zum morgendlichen Corona-Test aus dem Haus ging lag da – Schnee. Nicht nur ein wenig Schnee, sondern relativ ordentlich. Es schneite auch. Umgezogen habe ich mich aber dennoch nicht mehr…

Dann bin ich losgefahren zur Bahn – hatte aber schon ein bißchen das Gefühl, naja, wenn das so ein bisschen wie bei uns ist – der Eiskanal liegt 45 Minuten entfernt und deutlich höher – dann müsste dort schon ein ganzes Stückchen mehr liegen als am Hotel. Als wir ankamen, ging es dort dann so richtig los.

Ich hatte vorher noch mit unserem Physio gesprochen, der hatte sich noch etwas belustigt über das Schneechaos in Peking und war der Meinung, dass es nicht so wild werde. Aber dann kam VIEL NEUSCHNEE. Das war wirklich ordentlich. Am Ende mussten wir mit Schneeketten zur Bobbahn hoch, war alles ein bisschen schwierig… dann konnte es mit dem Wettkampf losgehen.

Kaillie Humphries eine Klasse für sich

Ich freue mich auch für ihren Trainer. Er war mein Mentor, ohne ihn stünde ich in meiner Trainerlaufbahn vermutlich nicht an dem Punkt wäre, wo ich inzwischen stehe.

Bree hatte im Training sehr gute Leistungen gezeigt, dadurch waren wir für den Wettkampf sehr optimistisch. Aber ich habe mit Blick auf die Podiumsplätze schon damit gerechnet, dass sowohl an Kaillie als auch an Laura Nolte (DEU) kein Weg dran vorbei führt. Bei Bronze waren für mich Christine De Bruin (CAN) und Mariana Jamanka (DEU) die Anwärterinnen. Bei Jamanka hat es leider überhaupt nicht funktioniert heute. Die Überraschung des Tages ist für mich Elana Meyers Taylor (USA), die beim Training überhaupt nicht klargekommen war- die sollte man morgen auch nicht für Bronze abschreiben.

Was Bree angeht, hat heute schon der erste Lauf nicht gut angefangen. Ihre Startzeiten waren super, aber sie hat im Eiskanal leider alles mitgenommen, was sie mitnehmen konnte. So einen Lauf, wo gar nichts klappt, erwischt hier außer Kaillie Humphries eigentlich jeder Mal. Nur schade, dass es bei Bree direkt im ersten Wettkampflauf so war. Das lässt einen dann auch nicht lockerer in den zweiten Lauf gehen. Ihr Ziel sind die Top 6, da sind wir dran. Klar hat sie auch mit mehr geliebäugelt, aber das wird jetzt schwer. Wo sie jetzt steht, ist nicht verkehrt. Sie ist eine Startspezialistin und der spielt hier eine untergeordnete Rolle. Auch andere, die über den Start kommen, die erwischt es hier. Aber wir sind noch in Angriffsstellung – und suchen morgen, das Beste rauszuholen.

Samstag, 12. Februar

Der Wettkampf kann kommen: Bree beim Start

Heute war Abschlusstraining. Es ging früh an die Bahn, die Frauen zuerst, dann die Männer. Anschließend habe ich noch mit meinem Trainerkollegen zu Mittag gegessen, der maßgeblich für den Erfolg der deutschen Skeletonis hier bei den Olympischen Spielen ist.

Ansonsten gehen unsere Athletinnen und Athleten mit einem guten Gefühl rein. Sie sind bereit.

Für mich blieb heute abend im Hotel nur noch eins zu tun: Den Mädels beim Skeleton zuzuschauen, und der nächsten Goldmedaille für Deutschland!

Freitag, 11. Februar

7500 Kilometer westlich: Tim’s Schützlinge Adam (vorne) und Issam Ammour werden in Altenberg Deutsche Meister! (Foto: via Instagram / @bobbahn.altenberg)

Bei den Olympischen Spielen zu sein ist eine unvergessliche Erfahrung: Heute wäre ich dennoch lieber parallel noch an einem zweiten Ort gewesen. Geht nicht, klar. Aber so kam es, dass ich am Eiskanal hier in Yanqing das Training verfolgte und gleichzeitig den Stream aus Altenberg schaute. Dort liefen die Deutschen Meisterschaften und Juniorenmeisterschaften. Unsere Eintracht-Nachwuchspiloten, Maureen Zimmer und Adam Ammour, haben eine richtig gute Leistung hingelegt und sind beide Deutscher Meister geworden; Adam auch noch an der Seite von Issam, seinem Bruder, der ebenfalls für uns startet. Das war cool!

Hier bei uns ist Christoph Hafer heute Bestzeit gefahren. Bei Bree läuft es auch gut in der Bahn, wir sind sehr zufrieden und tasten uns langsam am Start immer weiter nach vorne. Beide machen einen sehr guten Eindruck auf mich.

Gerne hätte ich mir auch noch unsere Skeleton-Jungs angeschaut, die bei den Medaillen wieder einen Doppelsieg abgeräumt haben. Aber da ich immer noch nicht im Olympischen Dorf bin und es morgen früh schon weitergeht, habe ich das Ganze im chinesischen Fernsehen im Hotel verfolgt. Ich kenne ja die Leute, die da involviert sind, freut mich auch für meine Trainerkollegen. Als Verband ist das Abschneiden im Rodeln und im Skeleton gigantisch, und die Mädels, bei denen die Entscheidung morgen ansteht, liegen ja auch gut im Rennen. Für mich kann’s jetzt auch bei uns Bobfahrern mit den Wettkämpfen losgehen!

Die Chinesen gewähren erste Einblicke

Übrigens, das hatte ich gestern nicht erzählt, haben wir mittlerweile auch mal erste Einblicke in die Leistungsfähigkeit der Chinesen erhalten. Die hatten sich ja bislang hermetisch abgeschottet. Bei den Skeletonis sind sie ja mitgefahren, und auch bei den Bobfahrern kommt es mittlerweile zu Begegnungen. Die chinesischen Mechaniker haben mir erzählt. dass sie glauben, sehr gute Athleten zu haben. Aber sie sagen auch, dass der Druck für sie sehr, sehr groß sei. Die Heim-Olympiade laste auf ihnen, und man müsse mal schauen, wie die damit umgingen.

Im Skeleton haben sich die chinesischen Sportler auf jeden Fall schon mal einige Fehler erlaubt. Sie waren schwächer, als erwartet. Aber sie sind im Rennen drin. Beim Monobob der Frauen gestern habe ich solide Leistungen von ihnen gesehen. Nix Wildes, aber sie sind dran. Weiter vorne erwarten wie die Chinesen eher im Zweier-Bob. Die Männer sind noch nicht gefahren. Vermutlich tauchen sie zum Abschlusstraining zumindest mal auf.

Donnerstag, 10. Februar

Premiere: Deutscher Zweier-Bob im Bahntraining (Via Instagram @bsd_bob_skeleton Foto: @rekords )

Der Jetlag ist weg, zum allerersten Mal habe ich heute in China ausgeschlafen: Um neun Uhr aufgewacht, dann gemütlich in den Tag gestartet. Corona-Test gemacht. Um ein Uhr ins Olympische Dorf, ein spätes Frühstück genommen, und dann ab an die Bahn.

Wir hatten dort heute unser erstes Training, erst die Männer, später die Frauen. Für die Piloten geht es jetzt darum, sich die Bahn zu erarbeiten. Viel Gelegenheit dazu besteht nicht. Jeder hat nur sechs Läufe, bevor der Wettkampf losgeht.

Es geht jetzt auch los mit dem psychologischen Teil der Spiele. Es wird gepokert: Die einen fahren langsam, die anderen schnell. In den kommenden drei Tagen wird sich herauskristallisieren, ob diejenigen, die vorher die Favoriten waren es auch hinterher sein werden, oder ob sich andere Athleten auf der Olympiabahn nach vorne schieben. Wer am besten jetzt drauf ist.

Heute gab es schon durchaus überraschende Ergebnisse in den Trainingsläufen, aber die darf man alle nicht überbewerten. Morgen wird sich das Bild aufklaren, übermorgen noch mehr. Und im Wettkampf selbst entscheidet dann natürlich auch der Kopf.

Mittwoch, 9. Februar

Home, sweet home: Tim’s Bettlager im Hotel

Als ich gestern ins Hotel kam, bin ich einfach eingeschlafen, ich hatte einen üblen Jetlag. Mit dem Rhythmus hier war das alles etwas zu wenig Schlaf. Darum bringe ich Euch jetzt erst auf Stand.

Gestern konnte ich mir den Super-G anschauen. Und ich hatte das erste Mal die Gelegenheit, bei meinen deutschen Jungs vorbeizuschauen: Bobpilot Christoph Hafer, der auch bei uns in Wiesbaden trainiert und seinen Anschiebern. Dass wir uns erst jetzt sehen konnten hängt damit zusammen, dass die deutschen Bobfahrer im Hotel sind und auch versuchen, relativ wenig im Dorf und auf den Trainingsanlagen zu sein, wenn die anderen da sind. Das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, soll so gering wie möglich gehalten werden.

Hier in Yanqing kümmere ich mich nur um die Piloten. Dazu gehört auch die Planung, wie schnell sie starten sollen. Wenn man zum Beispiel dienstags Kufen testet versucht man drei möglichst ähnliche Läufe hinzubekommen. Möglichst ähnlich bedeutet: innerhalb weniger Hundertstel. Wenn ich direkt im ersten Lauf eine Maximalbelastung für die Bobfahrer ansetze, dann sind die in den darauffolgenden Läufen ohnehin langsamer – und die Vergleichbarkeit der Kufen kannst Du vergessen. Das sind Dinge, die in einer Wettkampfwoche noch neben dem reinen Athletiktraining anfallen.

Ansonsten geht es darum, die Sportler jetzt in den optimalen Zustand zu bringen. Manchmal sind sie durch die Reise und dem ungewohnten Tagesablauf etwas außer Tritt – ich ja auch, siehe oben.

Bei den Australiern ist auch der Austausch mit dem Physiotherapie-Team sehr eng. Die haben einen international sehr renommierten Fachmann dabei. Wir besprechen, was die für ein Gefühl haben bei der Therapie und was ich für ein Gefühl mit den Athleten auf der Bahn habe. Idealerweise sind die Physiotherapeuten beim Training mit dabei, sodass wir gemeinsam sehen, wie wir die Optimalform des Athleten herstellen können. Anfangs kommt dem Ganzen noch eine wichtige Rolle zu. Aber je näher der Wettkampf zugeht, umso weniger.

Ich habe heute übrigens auch meine erste negative Erfahrung im Olympischen Dorf gemacht. Mir wurde der Zugang zur Gondel verwehrt, die mich zur Slalom hätte hochbringen sollen. Die Chinesen scheinen einen Kontrolltag ausgerufen zu haben, ständig muss ich meine ID vorzeigen. Es schienen auch andere Leute an der Gondel zu sein, zumindest den Uniformen nach. Die sind strenger und sprechen kein English. Ich hab dann trotzdem versucht, mit denen zu diskutieren und ihnen freundlich gesagt, dass ich die vergangenen Tage stets oben gewesen sei und dass es ja nun jetzt nicht sein könne, dass ich auf einmal mit meiner ID nicht mehr reinkomme. Die Uniformierten haben dann einen Mann geholt, der Englisch sprechen konnte. Dann wurde nochmal jemand geholt. Und nochmal jemand geholt. Naja, und am Ende durfte ich trotzdem nicht rein.

Draußen kalt, innen warm und dann die ganzen Menschen

Heute Morgen haben wir nochmal mit „Bree“ ein Athletiktraining gemacht. Frauen und Männer haben einen um einen Tag verschobenen Rhythmus hier, die Frauen steigen früher ein. Für mich ist das ganz günstig, denn „Bree“ hatte gestern ihren Ruhetag und Christoph Hafer hat seinen heute. Ab morgen sind sie dann beide im Trainingsgeschehen, da werden die Tage für mich dann richtig voll.

So habe ich den Slalom nun im Fernsehen verfolgt. Einmal noch. Denn ab morgen werde ich für alpine Wettbewerbe keine Zeit mehr haben. Vormittags ist Monobob-, nachmittags Zweierbob-Training plus Athletiktraining. Und dann denke ich werde ich morgen nochmal bei unseren deutschen Skeletonis vorbeischauen. Da sehen wir zum ersten Mal die Chinesen in Aktion, und das wird uns schon mal einen ersten Vorgeschmack geben auf ihre Bobfahrer angeht, die wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen haben.

Montag, 7. Februar

Vorsicht, Glatteis! Kurve 13 ist für Rodler gefährlich, die Bobfahrer kämpfen nur gegen die Zeit.

Das ist auch Olympia. Viele Dinge, die sich abspielen bekommt man nicht so mit, wer daheim vor dem Fernseher sitzt bekommt da wesentlich mehr mit. Eigentlich wollte ich Euch heute vom Trainingsauftakt berichten und vom Abfahrtslauf. Aber dann habe ich auf meinem Smartphone einen Bericht über den Sturz von unserer deutschen Rodlerin Julia Taubitz gelesen und gesehen, wie groß darüber in Deutschland berichtet wird. Ich hatte nur mitbekommen, dass sie in Kurve 13 gestürzt war. Das ist im Eiskanal hier der klassische neuralgische Punkt bei den Rodlern. Stürze sind bei denen immer Mist, das kann richtig hässlich werden. Aber im konkreten Fall müssen wir uns denk ich um Julia keine Sorgen machen. Da ist die Aufregung etwas groß in der Heimat – mein Eindruck.

Die Rodler stürzen auf der Bahn hier verhältnismäßig viel. Für die Bobfahrer hingegen ist die Strecke relativ sicher. Mit Blick auf die Olympischen Spiele ist sie eigentlich für uns ideal. Sie ist sehr anspruchsvoll konstruiert, aber man kann auf ihr eigentlich nur eines verlieren: Zeit. Mit dieser Entwicklung haben die Konstrukteure schon 2014 in Sotschi begonnen, seitdem setzt sich der Trend fort. Ältere Bahnen sind da gefährlicher. Altenberg ist so eine Geschichte. Wir Deutschen kommen auf ihr gut zurecht, weil wir gute viele Fahrten auf ihr gemacht haben, aber wenn die richtig schnell ist, ist sie für Ausländer krass. Winterberg ist nochmal eine andere Nummer. Wenn’s dich da legt, dann meist sehr unschön.

Aber kommen wir zu schöneren Erlebnissen. Heute wurde ich von Chinesen auf deutsche Kuckucksuhren angesprochen, von denen sie sehr begeistert waren. Da habe ich ihnen natürlich erzählt, dass wir in Wiesbaden die größte Kuckucksuhr der Welt haben. Die Völkerverständigung läuft. Wir haben heute ein Public Viewing des zweiten Riesenslaloms gehabt mit Sportlern aus Australien, Iran, Zypern, Schweiz, San Marino war glaub‘ ich noch dabei, also alle möglichen Nationen.

Ansonsten war es heute ein sehr, sehr voller Tag, mit zweimal Athletiktraining am Vormittag und am Nachmittag. Davor habe ich mir den ersten Lauf Riesenslalom der Damen angesehen, und eine sehr, sehr spektakuläre Herrenabfahrt. Von den Sportarten, zu denen ich jetzt keinen ganz starken Bezug zu habe, hat die mich am stärksten beeindruckt. Am Zielbereich, wo wir zuerst waren, ist es noch nicht so spektakulär. Aber wir sind dann noch zur Mittelstation; von dort hat man eine einmalige Perspektive. Die Abfahrer sind wirklich krasse Athleten, das hat mich heute ebenso beeindruckt wie die deutschen Bobtrainer, mit denen ich unterwegs war. Leider ist an der Stelle, wo wir waren, heute auch ein deutscher Sportler verunglückt – und zwar wirklich schwer. Dominik Schwaiger musste mit einem Rettungsschlitten abtransportiert werden. Möge er bald wieder auf die Beine kommen.

Grandioser Blick: Abfahrt, beobachtet von der Mittelstation

Sonntag, 6. Februar

Bester Blick: Tim konnte den Sieg von Johannes Ludwig von der Empore verfolgen (via @bsd_luge/Instagram)

Gerade bin ich vom Rodelwettbewerb ins Olympische Dorf zurückgekehrt. Johannes Ludwig hat die erste Goldmedaille für Deutschland geholt! Die Inszenierung war ganz cool gemacht, es herrschte eine Mega-Stimmung unter den Athleten und den freiwilligen Helfern. Eigentlich hätten wir uns auch heute morgen das Abfahrtsrennen angeschaut. Wir waren oben am Start. Aber dann ist es verlegt worden – der Wind war zu stark.

Anpirschen: Tim auf dem Weg zur Startlinie der Abfahrtsstrecke

Eine Trainingseinheit haben wir auch noch gehabt. Dafür, dass wir morgen erst richtig einsteigen, war es ein ziemlich voller und langer Tag heute. Gegen 23 Uhr bringt mich der letzte Bus zurück ins Hotel. Dann werde ich mir mal anschauen, wie mein Zeitplan morgen aussieht.

Samstag, 5. Februar

Vorsicht, Bewegung: Blick vom Starterhaus auf die Bobbahn in Yanqing

Heute stand das erste Athletiktraining auf dem Plan. Auf dem Foto mit „Bree“ könnt Ihr sehen, welche Farbkombi die Australier tragen – und ich auch. Vor so einem großen Wettkampf geht es nicht mehr darum, viel zu trainieren. Die Arbeit ist gemacht. Vielmehr liegt jetzt der Schwerpunkt darauf, den Körper in den richtigen Zustand zu bringen.

Erstmals konnte ich heute auch die Bobbahn und den Aufwärmbereich mir aus nächster Nähe anschauen. Bisher hatte ich nur die Berichte von meinen Sportlern. Die Bilder mit der Aussicht, die Ihr hier seht, sind übrigens aus dem Starthaus aufgenommen worden. Das haben die Chinesen optisch wirklich schön gemacht. Ganz interessant ist auch, dass das Haus schwankt! Ich habe keine Ahnung, ob es wegen des starken Winds so gebaut wurde, oder um es gegen Erdbeben zu sichern. In jedem Fall fängt das ganze Ding an, in Schwingung zu geraten, sobald mehrere Leute über die Bahn sprinten. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig…

Ansonsten haben wir jetzt noch ein wenig Zeit, anzukommen und uns an das Leben zu gewöhnen. Morgens ist ein PCR-Test standard. Dann fahre ich mit dem Bus ins Olympische Dorf, der braucht rund 45 Minuten. Vielleicht haben wir morgen die Möglichkeit, uns den Abfahrtslauf anzuschauen. Auch bei unseren Rodlern wollen wir mal vorbeischauen. Johannes Ludwig ist ja gerade auf Goldkurs. Ab Montag werden die Trainingstage voller, dann geht es auch mit dem Bobfahren los. Ich freu‘ mich drauf.

Erstes Training mit „Bree“: Wir beiden im Starthaus (via @bobsledbree/Instagram)

Freitag, 4. Februar

Angekommen: Blick auf den Zieleinlauf einer Skipiste bei den Olympischen Winterspielen


Guten Morgen aus Peking!

Ich bin Tim Restle, seit Kindesbeinen bei der Eintracht und als Bobtrainer in diesem Jahr erstmals bei den Olympischen Winterspielen dabei. Von heute an werde ich Euch über meine Erlebnisse hier in China auf dem Laufenden halten. Eigentlich wollte ich schon gestern mich das erste Mal bei Euch melden. Aber das hat sich schwieriger gestaltet als gedacht.

Wir waren wirklich sehr lange unterwegs. Der Flug von Frankfurt nach Peking war noch komfortabel: Ein Jumbo, in dem jeder von uns eine Reihe für sich hatte – wegen Corona. Bei der Einreise wurden wir dann erstmal ziemlich lautstark von Einweisern zu den Teststationen gebracht. Der Test selbst war dann aber so angenehm, wie ein Coronatest nur „angenehm“ sein kann.

Überhaupt bewahrheiteten sich die Horrorgeschichten, die wir vorher gehört hatten, überhaupt nicht. Wir sind hier toll begrüßt worden. Die Chinesen sind zu uns unfassbar freundlich und versuchen, was möglich ist, für uns möglich zu machen.

Beim Einreiseprozedere ging es schnell, danach haben wir dann drei Stunden gebraucht, bis es losging und direkt gelernt: Man muss hier warten können. Im Hotel dann war irgendwelchen Gründen mein Zimmer nicht reserviert worden. Warten. Das WLAN in meinem Zimmer funktionierte auch nicht. Das Olympia-Netz, das für uns eigentlich vorgesehen ist, kommt nicht an, und das chinesische WLAN blockiert Whatsapp. Lange warten – weshalb ich mich auch erst heute melde.

Das größte Problem ist der Transport

Langweilig wurde mir gestern Abend dennoch nicht, denn es stand noch die Einkleidung an. Wir haben ziemlich viele Sachen bekommen, die konnte ich gar nicht alle tragen. Sie aufs Zimmer zu bringen gestaltete sich auch sonst schwierig – einen Aufzug gibt es nicht.

Ich hab dann die Chinesen mal gefragt, ob sie mir helfen können. Was ich dabei nicht bedacht hatte – wer sie fragt, muss damit leben können, dass sie sich dann auch allein darum kümmern wollen. Und das dauerte dann bis elf Uhr.

Von oben: Blick auf die Spielstätten

Die Leute geben sich alle erdenkliche Mühe. Man ist nur von netten Menschen umgeben, Und es klappt auch alles irgendwie. Aber so strikt organisiert wie in Deutschland ist es hier nicht. Außerdem sprechen viele kein Englisch, und von denen, die es tun, können es viele eher schlecht als recht.

Kein Zweifel, die Chinesen haben sich hier viele Gedanken über Systeme gemacht, damit alles läuft. Aber ich bin noch skeptisch, ob das funktionieren wird. Das größte Problem ist der Transport. Mein Hotel liegt ein gutes Stück weit entfernt vom Olympischen Dorf. Als ich heute um neun Uhr morgens versuchte, dorthin zu fahren, war der Bus schon fünf Minuten weg – der nächste sollte um elf Uhr fahren. Ein Taxi bekam ich auch nicht – wegen der Eröffnungsfeier. So saß ich also hier nach erstmal fest in meinem Hotel und harrte der Dinge.

Schließlich schaffte ich es doch noch. Gerade sitze ich in der Essenshalle – hier gibt’s auch Olympia-WLAN. Für mich ist es ja eine Premiere, und ich kann nur sagen, es ist genauso, wie man es immer hört. Hier im Dorf herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Die Chinesen sind auch hier unfassbar freundlich. Die winken immer, wenn sie einen sehen, sie strahlen.

Da müssen sie runter: Die Bobbahn bei Olympia 2022

Ich hatte in der Presse hier gerade noch gelesen, wie die Olympischen Spiele in Deutschland rezipiert werden. Das steht in krassem Gegensatz zu dem, was hier erlebe. Sicher, durch Corona ist es schwieriger, Freundschaften zu schließen. Aber es ist nicht unmöglich. Die Leute, die schon mal bei Olympischen Spielen waren werden sicher sagen, es ist anders wie sonst. Aber man kommt hier auch so schnell ins Gespräch. Alle wollen die olympischen Pins, die jeder von seinem Land bekommen hat, miteinander tauschen und ins Gespräch kommen. Der Wille zur Völkerverständigung, den spüre ich intensiv. Das beeindruckt mich wirklich sehr. Dabei bilde ich mir ein, nicht unkritisch zu sein. Ich hab meine Abschlussprüfung in Politikwissenschaften über chinesische Außenpolitik abgelegt und bin mir der Ziele der Staatsführung durchaus bewusst. Aber glaube, dass die Dimension der einfachen Menschen bei uns in Deutschland zu kurz kommt, die hier arbeiten und an den Spielen teilhaben, die sich freuen, dass Menschen aus aller Welt bei ihnen zu Gast sind und dass man sich gegenseitig kennenlernt.

Wenn Ihr Euch die Bilder von dem Skigebiet anschaut ist das natürlich absoluter Irrsinn, die Anlagen hierhin zu bauen, dieser Gigantismus, der erzeugt wird. Das ist Wahnsinn und noch krasser, wenn man es in echt sieht. Die Region ist sehr trocken, es wird endlos Wasser abgepumpt. Aber man darf bei alldem nicht vergessen, dass wir bei Biathlonmeisterschaften in Deutschland inzwischen auch tonnenweise Schnee mit Lastern durch die Gegend fahren, um eine geschlossene Schneedecke zu erzeugen.

Tims Team: Die australischen Bobfahrerinnen um „Bree“ Walker (Mitte)

Dass bei den Winterspielen manipuliert wird, damit anderer Sportler schlechter abschneiden, dafür habe ich bislang keine Anhaltspunkte. Es gibt da ja in Deutschland den ein- oder anderen ehemaligen Olympioniken, der sich mit solchen Spekulationen hervorgetan hat. Diese Geschichten finden natürlich in der Öffentlichkeit großen Anklang. Hier im Dorf unter den Athleten sorgen solche Spekulationen nur für Unmut. Soweit mein Fazit von heute.

Die Eintracht ist mit zwei Mitgliedern bei den Olympischen Winterspielen in Peking vertreten. Unsere Pilotin Kim Kalicki startet mit ihrer Anschieberin Lisa Buckwitz im Zweierbob. Tim Restle trainiert das australische Team um Pilotin Breeana Walker, die ebenfalls bei uns in Wiesbaden trainiert.