Unsere Bob-Olympionikin spricht über ihren Frust nach Peking, ein attraktives Angebot und warum sie und ihr Freund Costa Laurenz unserem Verein treu bleiben.

Volle Energie: Kim Kalicki (links) und Anschieberin Lisa Buckwitz starten im Eiskanal von Yanqing. (Foto: Viesturs Lacis/IBSF)

Liebe Kim, bevor wir über die Zukunft sprechen müssen wir über die Vergangenheit reden. Bei Deinen ersten Olympischen Winterspielen bist Du im Zweierbob auf den vierten Platz gefahren. Was ist Dir nach dem Zieleinlauf durch den Kopf geschossen?

Das war frustrierend. Es hat echt ein bisschen gedauert, bis ich das verkraftet habe. Aber als ich zu Hause war ging es schon besser, als ich Costa (Laurenz, ihr Freund, Bob-Anschieber und Eintracht-Mitglied, die Red.), meine Familie und meine Freunde um mich herum hatte. Die haben gesagt: „Kim, Du bist trotzdem Vierte bei den Olympischen Winterspielen geworden.“ Für die anderen Sportlerinnen habe ich mich auch gefreut. Die haben ihre Leistung abgerufen und verdient ihre Medaillen gewonnen.

Du hast Dich entschlossen, weiterzumachen…

…die nächsten vier Jahre – wenn der Körper es mitmacht, das ist natürlich die Voraussetzung…

…und zugleich einige Weichen neu zu stellen. Was machst
Du nun anders?

Zunächst einmal habe ich meine Ernährung umgestellt, weil ich einfach merke, dass der Körper mit jetzt bald 25 Jahren nicht mehr so regeneriert (lacht). Das klingt vielleicht lustig, ist aber die Wahrheit. Außerdem habe ich jetzt aufgrund von Sponsoren die Möglichkeit, mein Team etwas besser aufzustellen. Generell wird sich im Team einiges ändern.

Eine ganze Reihe unserer bisherigen Bobsportler sind zur Eintracht nach Frankfurt gewechselt. Es ist kein Geheimnis, dass der Verein Dich auch gerne in seinen Reihen begrüßt hätte. Wäre das nicht attraktiv für Dich gewesen?

Selbstverständlich, es hat auch ein attraktives Angebot gegeben. Aber ich bin jetzt schon so lange in der Eintracht Wiesbaden, ich fühle mich hier auch wohl. Ich sehe, wieviel Mühe sich gemacht wird und dass der Leistungssport, den ich betreibe, auch wertgeschätzt wird. Wir arbeiten jetzt gemeinsam an allem, um optimale Bedingungen in Wiesbaden für mich und Costa herzustellen, und das ist wunderbar. Das Finanzielle steht da nicht an erster Stelle.

Auch wenn Du Dich zu Wiesbaden bekennst – Du hast es selbst angesprochen – optimal sind die Trainingsbedingungen noch nicht. Was braucht Ihr, damit Ihr Euch auf die kommenden Weltcup-Saisons hier so vorbereiten könnt, wie Ihr es Euch wünscht?

Grundsätzlich kann man in Wiesbaden schon ordentlich trainieren. Bei meinem Arbeitgeber, der hessischen Polizei, kann ich das oft tun. Dort gibt es einen Kraftraum, den wir nutzen. Bei gutem Wetter können wir auch draußen auf die Sportplätze. Allerdings hatten wir jetzt das Problem, dass die Wettiner Halle geschlossen wurde. Das war eigentlich unser Plan B, falls das Wetter mal nicht so mitspielt. Da arbeitet der Vereinsvorstand gerade dran.

Der eisige Drache: Die Bobbahn der Olympischen Winterspiele in Peking.

Neben dem Leistungssport haben Costa und Du sich bereiterklärt, auch als Nachwuchstrainer in unserer Leichtathletik zu beginnen. Was erwartet die Kinder bei Euch?

Wir haben uns dazu bereiterklärt ein wenig auszuhelfen, wenn es das Training zulässt. Der Spaß steht im Mittelpunkt, vor allem der Spaß an der Bewegung. Den haben Costa und ich ja offenkundig, und den wollen wir auch den Kindern mitgeben. Darüber hinaus kennen wir uns beide gut aus und haben mittlerweile ein Auge dafür, wer Potential hätte, in etwas höheren Ligen mitzuspielen. Die Kinder könnten wir dann auch auf die ankommenden Wettkämpfe vorbereiten.

Das bedeutet, bei Euch kann erstmal jeder vorbeikommen und muss nicht schon dazu in der Lage sein, Spitzensport zu treiben?

Ja klar, jeder kann kommen und erst einmal den Spaß für sich entdecken. Der ist durch Corona ein wenig eingeschlafen. Wir fangen breit an und zeigen den Kindern alles, was die Leichtathletik so zu bieten hat. Und wenn Kinder dann gewisse Vorlieben und Stärken zeigen, können wir diese auch gezielt fördern.

Und falls mal jemand ein Autogramm will?

(Lacht). Autogrammkarten habe ich zu Hause, die kann ich selbstverständlich mitbringen. Es sind aber noch die Alten – die Neuen gibt es dann demnächst.

Kim Kalicki und Costa Laurenz zusammen mit Lorenz Hemicker (links)
Kategorien: Bobfahren