Mit der Jugendarbeit des VfR und der langen erfolgreichen Tradition der Eintracht haben zwei Handball-Abteilungen zusammengefunden. Über eine gestandene Beziehung.

Von Carolin Baumgart

Als die beiden traditionsreichen Trägervereine, der TuS Eintracht Wiesbaden 1846 J.P. und der VfR Wiesbaden 1926 e.V., im Jahr 2002 fusionierten, startete die Geschichte unserer heutigen Handball-Spielgemeinschaft (HSG). Unser Ziel seit dem Zusammenschluss ist es, die Kräfte der beiden Wiesbadener Traditionsvereine zu bündeln, um so wieder zu einem bedeutenden und erfolgreichen Handballverein in der Region zu wachsen. Der VfR brachte eine hervorragende Jugendarbeit mit, die Eintracht Aktive mit viel Erfahrung und einem Ruf, weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus. Immerhin hatte die erste Herrenmannschaft jahrelang in der Zweiten Bundesliga gespielt und 1977 sogar Erstliga-Luft geschnuppert. Auch die Damen des TuS Eintracht Wiesbaden hatten zwischenzeitlich schon in der Zweiten Bundesliga gespielt.

Unsere Minis

Eine erfolgreiche Jugendarbeit ist für die HSG VfR/Eintracht Wiesbaden bis heute nicht nur die Basis sportlichen Erfolgs. Sie ist eine Herzensangelegenheit. Neben Technik, Taktik und Athletik legen wir Wert auf die Persönlichkeits-entwicklung unserer Jugendspielerinnen und Jugendspieler. Wer bei uns trainiert, der bekommt Werte wie Disziplin, Teamgeist, Respekt, Toleranz, Durchsetzungskraft, Kritikfähigkeit, Selbständigkeit und Eigenmotivation vermittelt.

Das hilft unseren Jugendlichen zu reifen. Und Reife brauchen sie, wenn sie sportlich erfolgreich sein wollen. Neben der sozialen ist uns auch die fachliche Kompetenz wichtig. Um eine gute Jugendarbeit sicherzustellen, kommt den Jugendtrainerinnen eine zentrale Rolle zu. Jede Mannschaft wird von zwei Übungsleitern betreut. Die Aus- und Fortbildung der Jugendtrainer genießt einen hohen Stellenwert und wird vom Vorstand stetig gefördert.

Bundesliga-A-Jugend mit Johannes Golla (vordere Reihe, erster Spieler von links) mit Trainer Fritz-Peter Schermul (rechts)

Die nachhaltige Jugendarbeit trägt sportliche Früchte. Inzwischen sind wir zu einer der ersten Adressen in Wiesbaden und dem Umkreis geworden. Stellvertretend dafür steht der Gewinn der Südwest-Deutschen-Meisterschaft des Jahrgangs 1995 im Jahr 2010 – es war einer unserer größten Erfolge. Außerdem gelang es unserer männlichen A-Jugend, sich viermal in Folge für die Bundesliga zu qualifizieren. Aus ihr gingen auch Herren-Bundesliga- und
Nationalspieler wie Johannes Golla und Nico Robinson (Vereinigte Staaten) hervor.

Bundesliga-A-Jugend mit Nico Robinson (US-Nationalmannschaft) unter der Leitung von Fritz-Peter Schermuly

ine hervorragende Jugendarbeit legt damit die Basis für einen erfolgreichen Erwachsenenbereich. Durch die gute und langjährige Ausbildung setzt sich das Gros der ersten Herrenmannschaft aus Eigengewächsen zusammen. Auch in anderen Mannschaften finden sich viele bekannte Gesichter aus der Jugend wieder.


Andere Spieler, wie Luis Garbo und Yakup Kaplan, kehrten aus Verbundenheit wieder zurück zur HSG VfR/Eintracht Wiesbaden, nachdem sie bei anderen Vereinen sogar den Sprung in die Regionalliga und die Zweite Bundesliga geschafft hatten.

Herren (Saison 2017/2018)

Unserer ersten Herrenmannschaft gelang es in der Saison 2010/2011, ohne einen Verlustpunkt, aus der Bezirksoberliga Wiesbaden in die Landesliga Mitte Hessens aufzusteigen. Im selben Jahr gewann sie den Bezirkspokal Wiesbaden und sicherte sich mit einem Sieg gegen den VfL Goldstein die Teilnahme an der ersten Runde des DHB-Pokals. In der Saison 2011/2012 schafften die Herren dann den Sprung in die Oberliga Hessen.

Herren (Saison 2019/2020)

In der Saison 2013/2014 gelang ihnen sogar der Aufstieg in die Dritte Liga. Der Spielerstamm blieb dabei unverändert. Es waren Handballer aus den eigenen Reihen, die nicht nur auf dem Feld eine feste Einheit waren. Der Durchmarsch unter der Führung von Coach Stefan Metz war eine Zeit, von der die Spieler heute noch gerne erzählen.

Die Dritte Bundesliga stellte sich damals doch spielerisch wie finanziell als zu große Bewährungsprobe heraus. Der Abstieg ließ sich nicht abwenden. Aber er war kein Rückschlag. Unsere Spieler sammelten wichtige Erfahrungen und erlebten, was man erreichen kann, wenn man Teil einer starken Einheit auf und neben dem Feld ist.

Herren (Saison 2014/2015, Dritte Liga)

Rückschläge musste das Team erst ab der Saison 2016/2017 hinnehmen, als viele Spieler der HSG den Rücken kehrten. Im darauffolgenden Jahr hielt die erste Mannschaft die Oberliga noch, 2018/2019 musste sie dann, knapp und unglücklich, den Weg in die Landesliga Mitte antreten. Dort spielt sie bis heute. Klar gestecktes Ziel ist seitdem der Wiederaufstieg in die Oberliga. Sie böte eine gute Entwicklungsmöglichkeit für unsere Jugendspieler und wäre zugleich für erfahrene Spieler lukrativ.

Bei unseren Damen setzte der Aufwind einige Jahre später ein. In der Saison 2014/2015 gelang ihnen, nach jahrelangem Verweilen in der Bezirksoberliga, der Aufstieg in die Landesliga. Auf die neuen und spielstärkeren Gegner stellte sich das Team rasch ein. Die Mädels konnten die erste Saison direkt im oberen Mittelfeld abschließen. Danach ging es weiter aufwärts. In der Spielzeit 2017/2018 stiegen die Damen in die Oberliga auf.

Damen (Aufstieg in die Oberliga, Saison 2017/2018)

Spielemacherin Annika Hermenau, die viele Jahre in der Ersten Bundesliga und der Zweiten Bundesliga Handball gespielt hatte, zog in jener Zeit als Spielmacherin die Fäden – immer mit dem Blick auf ihre Teamkolleginnen und dem Willen, sie perfekt einzubinden. Leider konnten viele Spielerinnen ihre maximale Leistung nicht kontinuierlich abrufen, was letztendlich dazu führte, dass die Damen wieder in die Landesliga abstiegen. Dort besteht weiterhin der Ehrgeiz, anzugreifen und wieder aufzusteigen. Allerdings wird dies ohne Annika Hermenau gelingen müssen, da diese inzwischen zum 1. FSV Mainz 05 gewechselt ist und dort die kommende Saison in der Zweiten Bundesliga bestreiten wird.

Annika Hermenau

Für die HSG-Damen bedeutet dies, dass nun eine neue Generation an Spielerinnen nachziehen und Verantwortung übernehmen muss. Das Potential dafür ist da, nicht zuletzt, weil viele von ihnen unseren Jugendbereich durchlaufen haben.

„Auf dem Parkett“ ist das gegenwärtig leider wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Deshalb haben sich die Damen der HSG VfR/Eintracht Wiesbaden zuletzt für den guten Zweck zusammengeschlossen und eine Laufchallenge ins Leben gerufen. Die Wette mit Sponsoren ging so: Schaffen wir es, in fünf Wochen zusammen 1.500 Kilometer zu erlaufen, spendet ihr der Bärenherz-Stiftung Geld. Am Ende kamen auf diese Weise 2.777,50 Euro für das Kinderhospiz in Wiesbaden zusammen. Die HSG-Damen hoffen auf Nachahmer, die so ebenfalls Organisationen unterstützen, die ganz Besonderes leisten.

Damenmannschaft der HSG VfR/Eintracht Wiesbaden

Für die Zukunft ist unsere Spielgemeinschaft gut aufgestellt. Wir lernen hinzu, werden immer besser und schaffen so die optimalen Rahmenbedingungen für alle Teams. Getragen wird die HSG VfR/Eintracht Wiesbaden vom Engagement ihrer Spielerinnen und Spieler, die sich auch neben ihrem Einsatz auf dem Parkett in wichtigen Positionen innerhalb des Vereins engagieren und Verantwortung übernehmen. Immer frei nach dem Motto: Über die Tradition und den Wohlfühlfaktor zum Erfolg.

Corona-Herausforderung 2021: Laufen für den guten Zweck

Wir sind mehr als Handball-Teams einer Spielgemeinschaft: Wir sind eine Familie. Und die Halle am Elsässer Platz ist unsere „Gudd Stubb“.

Die „Gudd Stubb“: unsere Halle am Elsässer Platz