Kim Kalicki und Breeana Walker haben beste Chancen. Andere müssen nach Pleiten, Pech und Pannen bangen. Wo stehen unsere Bobsportler, kurz vor der Weihnachtspause? Ein Überblick.

Läuft bei ihnen: Eintracht-Pilotin Kim Kalicki und Anschieberin Leonie Fiebig (Foto: Viesturs)

Olympia ist der Traum aller Athleten. Keiner von ihnen kommt zu den Spielen, ohne über sich hinauszuwachsen. Das gilt selbst für Sportler, deren Nationen dominieren. Der Bobsport ist so eine Paradedisziplin der Deutschen, auch wenn die Zeiten der unangefochtenen Siege inzwischen – und wohl auf Dauer – vorbei sind. Die Konkurrenz ist breit geworden, hat sich entwickelt. Und die Chinesen kochen sowieso ihr eigenes Süppchen. Niemand weiß, wen sie bei den Spielen in den Eiskanal schicken werden. Ihre Vorbereitung läuft abgeschottet, geheim wie vor einer Militäroperation. Bei unseren Athleten sieht das völlig anders aus. Die sportlichen Erfolge können wir ebenso intensiv mitverfolgen wie ihre Tiefschläge. In der Sportschau und auf Instagram, mehr noch, wir können mit ihnen schreiben und sprechen. Eigentlich jederzeit. Sie sind Stars zum anchatten.


Wo aber genau stehen unsere Eintracht-Sportlerinnen und Sportler, die darauf gehofft und hintrainiert haben, als erste in der Geschichte unseres Vereins nach Olympia zu fahren? Nach den ersten Weltcuprennen fällt die Bilanz gemischt aus.

Im Monobob eine Macht: Breeana Walker (rechts) steht häufig in der neuen Disziplin auf dem Podest (Foto: Viesturs)


Fangen wir mit Kim Kalicki an, unserer Bobpilotin, die seit geraumer Zeit ihre sportlichen Zelte in Wiesbaden abgebrochen hat, weiterhin aber für unseren Verein startet. Bei den jüngsten Weltcup-Rennen fuhr sie an der Seite ihrer jeweiligen Anschieberinnen im Zweierbob mit einer Ausnahme in die Medaillenränge. Mit dem recht neuen Monobob fremdelt sie noch, hat bei sich aber mittlerweile „endlich mal einen positiven Trend“ ausgemacht. Zuletzt fuhr Kim in dieser Konkurrenz unter die Top Ten. Entsprechend zufrieden blickt sie, von Kleinigkeiten abgesehen, auf die ersten Rennen zurück, wenngleich Kim einräumt, dass sie sich nach fünf Wochen mit je zwei Doppelrennen „langsam etwas platt“ fühlt und auf die Weihnachtspause freut. Sollte, wovon auszugehen ist, drei deutsche Frauen-Bobs im Zweier-Wettbewerb an den Start gehen, dürfte Kim beste Chancen haben, ihr Ticket nach Peking zu lösen.

Das gilt auch für Breeana Walker, die zwar nicht für die Eintracht startet, aber längst auch zur Vereinsfamilie gehört. Trainiert wird sie von Eintracht-Coach Tim Restle, ihr Freund Christian Hammers startet ebenfalls für uns, zu ihm gleich mehr. „Bree“ ist im Monobob eine Macht. Mehrere Weltcup-Platzierungen inklusive eines Sieges konnte die Australierin bereits für sich verbuchen. Im Zweierbob sah es zunächst schlechter aus. In Winterberg aber fuhr sie gemeinsam mit ihrer Anschieberin Kiara Reddingius ihr Rennen in nationaler (australischer) Rekordzeit. Auch hier gilt: Peking ist in Sichtweite, ob nur im Mono- oder auch im Zweierbob.

Glück gehabt: Vom verpassten Einstieg trug Christian Hammers nur den Schrecken davon. (Foto: Viesturs)

Kommen wir zu Christian und dem Bobteam Hafer, dessen Pilot Christoph ebenfalls bei Tim im Bobstützpunkt Rhein-Main trainiert. Die Saison des Teams lief bislang nach dem Motto Pleiten, Pech und Pannen ab. Und nichts symbolisierte das besser als die beiden Fehleinstiege im Viererbob, einmal von Christoph, bei dem er schmerzhaft auf dem Vorderdach landete, und einmal von Christian, der den Bob loslassen musste, um sich nicht zu verletzen. Immerhin schaffte es Christian so an prominenten Platz in die Sportschau. Während Christoph dessen ungeachtet sich auf gutem Weg befindet, zu den Olympischen Spielen zu fliegen, ist das Rennen für seine Anschieber noch offen. Für Christian bietet sich beim kommenden Zentralleistungstest in Oberhof noch einmal die Gelegenheit, sich zu beweisen.
Das gilt auch für unsere weiteren Eintracht-Anschieber, die sich Hoffnungen auf Olympia machen konnten. So wie Issam Ammour, der ebenfalls den Zweier- und Viererbob von Christoph anschiebt. Mit Issams Training zeigte sich Tim im Sommer sehr zufrieden. Dann schien der Sportsoldat wie vom Pech verfolgt. Ähnlich erging es Malte Schwenzfeier, der sich verletzte und Vanessa Mark, die auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Während Malte die Saison und damit Olympia abschreiben musste, bleibt für Issam und Vanessa noch die Tür zu den Winterspielen ein Stück weit offen.

Der Nachwuchs gibt kräftig Gas

Aber Olympia ist nicht alles, auch wenn die Aufmerksamkeit in einer Saison der Winterspiele naturgemäß auf ihnen mehr liegt als auf allem anderen. Hinter unserer Weltcup-Truppe läuft es bei den Junioren gerade vieles ziemlich gut. So fuhr Anschieber Joshua Tasche and der Seite seines Piloten Jonnas Jannusch beim Europacup in Sigulda zu Bronze. Christoph Peth könnte es schaffen, sich für die Junioren-Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Maureen Zimmer belegte beim jüngsten Rennen in Winterberg Rang vier. Und Issams Bruder Adam hat in den Augen von Tim Restle „ganz wichtige Schritte gemacht“. Für den Trainer ist das entscheidend um zu zeigen, dass die Bobgruppe keine Sternschnuppe ist, die verglüht. Danach sieht es allerdings auch nicht aus. Das Wiesbadener Wintermärchen, so scheint es, hat gerade erst begonnen. Unabhängig davon, wie viele unserer Athleten nach Peking aufbrechen werden.